Extrem ungleich verteilt: Für einen Neustart in Bremen

Die Zeiten der boomenden privaten Bauwirtschaft sind vorbei.

Gleichzeitig hat die Politik, den sozialen Wohnungsbau an private Neubauprojekte anzuhängen, die Ungleichverteilung von bezahlbarem Wohnraum weiter verschärft.

Bremen braucht einen wohnungspolitischen Strategiewechsel – und muss dafür investieren.

Bremen ist eine Stadt, die von einer hohen sozialen Spaltung zwischen den Stadtteilen gekennzeichnet ist. Der wesentliche Faktor dafür sind die Mieten. Soziale Mischung in den Stadtteilen ist nur möglich, wenn Singles und Familien mit unterschiedlichen Einkommen dort Wohnungen finden, die sie sich leisten können. Ohne ein Angebot an günstigen Wohnungen in allen Stadtteilen nimmt die schleichende sozialräumliche Entmischung immer weiter zu.

Was heißt das konkret? Wer in einem teureren Stadtteil wohnt, muss, wenn das Einkommen nicht mehr Schritt hält mit der Miete, umziehen – in einen Stadtteil, wo das Wohnen billig ist. Das passiert entweder, weil das Einkommen sinkt (durch Teilzeitarbeit, Erwerbslosigkeit, oder den Übergang in die Rente), oder wenn man umziehen muss. Denn die Angebotsmieten liegen überall drastisch über den Bestandsmieten – ein neuer Mietvertrag bedeutet also fast immer eine höhere Miete als ein alter Vertrag. Umgekehrt ist in den Stadtteilen, in denen man billiger wohnt, die Qualität der Wohnungen meist schlechter. In der Folge verlassen dort diejenigen den Stadtteil, deren Einkommen und Ansprüche steigen.

Das ist schlecht für die Betroffenen: Wer umzieht, verliert nicht selten soziale Netze und Nachbarschaften, muss Schule und Kita wechseln und wird zunächst einsamer. Es ist auch schlecht für die Stadtgesellschaft. Entmischte Stadtteile sind langweiliger, die sozialen Kontakte finden nur noch unter Einkommensgleichen statt, und in benachteiligten Quartieren sind die Herausforderungen an den Schulen und eine gute Quartiersentwicklung kaum noch zu meistern. Um die wachsende soziale Spaltung unserer Stadt aufzuhalten, braucht Bremen eine gestaltende Wohnungspolitik. Der Senat muss seine zuschauende Haltung aufgeben und stärker eingreifen – für eine bessere Verteilung von Sozialwohnungen und kommunalen Wohnungen, und für eine aktive Neubaupolitik der kommunalen Wohnungsgesellschaften.

Klicken Sie bitte hier, wenn Sie unser Positionspapier zu Erschaffung und Erhalt von bezahlbarem Wohnraum in Bremen.

Die Aufzeichnung der Pressekonferenz können Sie hier auf unserem YouTube-Kanal einsehen.