Studie zeigt Ausmaß "atypischer Beschäftigung" von Frauen – Achelwilm: "GroKo muss gegen Lohndiskriminierung, prekäre Arbeit und Ehegattensplitting endlich aktiv werden"

Eine heute veröffentlichte Studie des WSI der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass noch immer weit überwiegend Frauen ‚atypisch‘ beschäftigt sind, also in Teilzeit, befristet, in Minijobs oder Leiharbeit. In den westdeutschen Bundesländern betrifft das fast jede dritte Frau, meistens geht es um Minijobs und Teilzeitarbeit. Die Quoten atypischer Beschäftigung liegen zwischen den Bundesländern weit auseinander: In Brandenburg beträgt der Anteil 14 Prozent, in Bremen 26 Prozent.

Doris Achelwilm, gleichstellungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE, kommentiert: „Die Situation ist inakzeptabel. Der Lohnabstand zwischen Männern und Frauen hält sich seit Jahren hartnäckig, auch im europaweiten Vergleich ist Deutschlands Gender Pay Gap von derzeit 21 Prozent enorm. Das Entgelttransparenzgesetz der Bundesregierung, das die Bundesregierung im Juli erstmals grundlegend bilanzieren will, ist kein Instrument, das gegen die Lohndiskriminierung von Frauen wirklich hilft. Es braucht unmittelbare Maßnahmen wie die Aufwertung von Sorge- und Pflegeberufen. Wir fordern die Ablösung von Minijobs durch sozialversicherungspflichtige Arbeit vom ersten Euro an sowie die Abschaffung sachgrundloser Befristungen. Für Alleinerziehende muss viel mehr getan werden, ausgeweitete Kitazeiten und mehr Teilzeitausbildungen wären erste Schritte. Die Pflege von Angehörigen, die meistens in Frauenhand liegt, muss so abgesichert werden, dass sie eine eigenständige Alterssicherung ermöglicht.“

Außerdem fordert Achelwilm, endlich das Ehegattensplitting abzuschaffen: „Das Ehegattensplitting ist auf allen Ebenen eine Fortschrittsbremse. Es entlastet steuerlich umso mehr, je höher der Einkommensunterschied zwischen den Ehepartnern ist. Damit führt das Ehegattensplitting als steuerlicher Anreiz regelmäßig zu schlechteren Einkommen bei Frauen und verstärkt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. Es behindert eine geschlechtergerechte Verteilung von (unbezahlter) Familien- und Sorgearbeit. Es schließt nichteheliche Verantwortungs-gemeinschaften aus und begünstigt verheiratete oder verpartnerte Paare unabhängig davon, ob sie Kinder haben oder nicht. Das Ehegattensplitting kommt eher den (traditionellen) Familien im Westen statt den Familien mit höherer Frauenerwerbsquote in den ostdeutschen Bundesländern zu. Statt Familien zu fördern, fördert es vor allem Einverdienst-Ehen mit hohem Einkommen.“

Dass die GroKo trotz der nachgewiesenen Fehlwirkungen am Ehegattensplitting festhält, kritisiert Achelwilm scharf: „Wie viele Fakten und Berichte muss es denn noch geben, bis die Bundesregierung einsieht, dass hier massiver Handlungsbedarf besteht?“ Die Linksfraktion wird weiter Initiativen gegen das Ehegattensplitting ergreifen.