Bremer Linke zur Freilassung von Julian Assange
Doris Achelwilm, stellvertretende Landessprecherin der Bremer Linken, die 2020 als MdB am Verhandlungsauftakt im Londoner Woolwich Crown Court beobachtend teilnahm, kommentiert:
„Was für eine Nachricht, dass Julian Assange endlich Belmarsh verlassen hat und offenbar eine Zukunft unter Freiheitsbedingungen in Australien antreten kann! Es ist seinen weltweit organisierten Unterstützer*innen, seiner Familie um Stella Assange und John Shipton, Organisationen wie den Reportern ohne Grenzen und nicht zuletzt seinem Anwaltsteam zu verdanken, dass Assange die schweren Haftbedingungen und die teilweise undurchdringlich wirkende Verhandlungslage der letzten Jahre durchgestanden hat und sein Fall jetzt diese überraschende Wendung nimmt.
Assanges Einsatz galt der Presse- und Medienfreiheit in Extremform, der Offenlegung von US-amerikanischen Kriegsverbrechen im Irakkrieg über die von ihm mitgegründete Plattform Wikileaks. Die Verbreitungsweise seiner Enthüllungen war so neu wie er als weltweit bekannte Person schillernd war und ist. Zusammen mit Edward Snowden und Chelsea Manning zahlt er für seine hochbrisanten Offenlegungen und Methoden einen hohen Preis. Zuletzt war er von der Auslieferung an die USA und einer drakonischen Haftstrafe wegen des Vorwurfs der Spionage bedroht, während sein Gesundheitszustand sich nach Jahren des Versteckens und der isolierten Haft zusehends verschlechterte.
Sein Fall bleibt eine Geschichte offener Aufarbeitungen mit teils ambivalenten Baustellen. Zu hoffen bleibt, dass Assange und seine Familie sich von den Skandal-trächtigen Bedingungen der letzten Jahre erholen und er zu gegebener Zeit zur Geschichtsschreibung um seine Person und Mission beitragen kann. Seine Freilassung ist auch ein Anlass, um dringliche Fragen der Presse- und Medienfreiheit wieder verstärkt ins Licht der Aufmerksamkeit zu rücken. Der politische Status von Investigativjournalismus und Pressefreiheit hat in den letzten Jahren einige Niederlagen erlitten, in vielen Ländern nehmen Angriffe auf Medienschaffende und ihre Rechte zu. Solidarität und Problembewusstsein seitens der Politik lassen bei allen Spuren, die Assange in Sachen Whistleblower-Schutz hinterlassen hat, noch zu wünschen übrig. Die Nachricht von Assanges Freilassung ist zweifelsfrei eine große Erleichterung und ein wichtiges Signal, dass es lohnt, nicht aufzugeben.“