Antrag auf ergänzende Beschilderung der Straßenschilder Waterbergstraße, Windhukstraße in den Bremer Industriehäfen sowie der Straßenschilder Kamerunstraße, Kribiweg., Togostr., Togoplatz und Dualaweg in Oslebshausen

Gröpelingen

Der Beirat Gröpelingen möge beschließen:
Der Beirat Gröpelingen beschließt, dass erklärende Ergänzungen der Straßenschilder der oben benannten Straßen entworfen und aufgestellt werden, um die historische Bedeutung der Ereignisse rund um die „Waterbergschlacht“ sowie die deutsche Kolonialgeschichte deutlich zu machen und diese Straßennamen kritisch und mahnend einzuordnen. Hierbei
ist der Kontext zur deutschen Kolonialgeschichte, die Bedeutung Bremens sowie die Einordnung der „Waterbergschlacht“ und die Folgen für die betroffene indigene Bevölkerungsgruppe der Herero hervorzuheben. Der Beirat richtet eine Arbeitsgruppe ein, die sich gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung um die Thematik
kümmert und Formulierungen für die ergänzenden Texttafeln entwirft.

Begründung:
Die Benennung von Straßen ist ein Spiegelbild der Geschichte eines Ortes, und Bremen bildet da keine Ausnahme. Wir haben im Industriehafen sowie im Ortsteil Oslebshausen insgesamt fünf Straßen, deren Bezeichnung auf die deutsche und Bremer Kolonialgeschichte zurückgehen, die Waterbergstraße, Kamerunstraße, Kribiweg, Togostr. und den Dualaweg.
• Die Waterbergstraße im Bereich Industriehäfen erinnert an die Schlacht am Waterberg am 11. August 1904. Die einheimischen Herero unterlagen in dieser Schlacht den deutschen Truppen unter Lothar von Trotha, der mit seinen Truppen das Volk der Herero in der wasserlosen Omaheke-Wüste einkesselte. Rund 80 % des Hererovolkes verdursteten oder wurden bei der Flucht erschossen. Die Schlacht am Waterberg ist als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingegangen.
• Ebenfalls auf die ehemalige Kolonie Deutsch-Südwestafrika weist der Straßenname Windhukstr. im Industriehafen hin.
Drei weitere Straßennamen im Stadtteil beziehen sich auf die deutsche Kolonie Kamerun,
• Die Kamerunstraße: 1884 schloss der deutsche Generalkonsul Dr. Gustav Nachtigal mit mehreren Headmen der Duala und anderen regionalen Herrschern Schutzverträge ab und proklamierte damit die so genannte deutsche
Schutzherrschaft über Kamerun als Deutsche Kolonie.
• Der Dualaweg - nach dem Volk der Duala. Heute ist die Stadt Duala die zweitgrößte Stadt Kameruns
• Der Kribiweg- Kribi ist eine Stadt im Süden Kameruns und entstand als Siedlung deutscher Kaufleute. Kribi war Hauptausfuhrhafen für Kautschuk und Elfenbein. 1899 wurde der Ort durch die aus dem Hinterland zur Küste drängenden Bulu angegriffen. Durch massiven Einsatz von Militär wurden die Bulu 1899/1900 unterworfen.

Die Togostr. und der Togoplatz beziehen sich auf die ehemalige deutsche Kolonie Togo. Die heutige Verwendung dieser Straßennamen ohne Darstellung des historischen Kontextes ist fragwürdig. Auf der einen Seite kann die Beibehaltung der Namen als Erinnerung an ein dunkles Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte und als Mahnung dienen. Auf der anderen Seite führt die Beibehaltung der Straßenbezeichnungen ohne angemessene Reflexion und Kontextualisierung zu einer Verharmlosung der Verbrechen gegen die Herero und der Kolonialgeschichte Deutschlands und Bremens insgesamt.Um diese Zusammenhänge deutlich zu machen und die betroffenen Straßennamen kritisch einzuordnen, sind entsprechende Ergänzungen unabdingbar. Diese Ergänzungen und eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit können dazu beitragen, die Straßennamen in einen angemessenen historischen Kontext zu stellen und die Bürger:innen dazu anregen, sich mit den komplexen und auch unbequemen Fragen der Kolonialgeschichte auseinanderzusetzen.

Dieter Winge und die Fraktion die LINKE im Gröpelinger Beirat